Hat Schubert je eine Faust-Oper geplant? Wir wissen es nicht, er dürfte sich jedoch intensiv mit dem Drama auseinandergesetzt haben, weil er fünf Texte, Szenen daraus vertonte. Jene im Dom ist sogar die erste und mit Instrumentationsangaben versehen. Erfolg, Erfolg, Erfolg ! – ja er wünschte sich zeitlebens nichts sehnlicher als den Erfolg mit einer Oper, als Opernkomponist anerkannt zu werden. Und weil ihm das nicht gegönnt war, konnte er dann deswegen keine Bühnen-fähige Musik schreiben? Das ist eines der vielen Missverständnisse über den Mann aus Lichtental mit dem tiefen Gemüt, es hat einfach nicht mit den richtigen Librettist*innen geklappt, aber die Musik ist herrlich, ist spannend, ist tief emotional.
Gibt es heute noch etwas bei Schubert zu entdecken? Unsere Zeit stellt die dankbare Herausforderung zur Verfügung, manchmal die Meister der Vergangenheit in neue Zusammenhänge zu stellen, also Querverbindungen zu suchen, die ein neues Hören von bekannt Geglaubtem ermöglichen. Wenn also ein zeitgenössischer Komponist wie Thomas Pernes intensiv die Auseinandersetzung mit dem Werk Schuberts gesucht hat, daraus wunderbare Orchestrierungen entstanden sind, dessen Musik in die eigenen Kompositionen hineingewirkt hat… wenn also ein Schubert-Zeitgenosse wie Hector Berlioz aus zunächst acht Faust-Szenen dann schließlich seine „Damnation de Faust“ als Werk sui generis geformt hat… so war es manchem vergönnt, etwas zu vollenden, was der unaufhörliche Avantgardist Franz Schubert nicht geschafft hat.
Warum auch, es muss auch mit den Liedern, Symphonien, Klavierwerken und den Messen weitergehen. Weitergehen, weitergehen, … ich war noch nicht zu Ende mit allen Träumen.